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Er hat doch Hunger

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Frage an den Blauen Doc: Entschuldigung, darf ich mich da mal einmischen?

Auch der Büffel sieht ein: es hat so seine Richtigkeit.
(Bild: Diamond Glacier Adventures; Quelle: Wikipedia; Rechte: Creative Commons; Original: siehe Link)

„Du hattest nicht entsichert.“

Diesen Satz sprach in einem Kinderhörspiel über einen Jungen, der mit seinem Vater auf Großwildsafari in Afrika war, ebenjener Vater. Glück für einen Löwen in diesem Fall. Der Vater brachte seinem Sohn nicht nur den Umgang mit Gewehren bei sondern auch mit der Natur.

Der Junge hatte die schlechte, zivilisatorisch geprägte Eigenschaft mit nach Afrika gebracht, für die armen Büffel und Zebras Partei zu ergreifen, wenn die bösen Löwen und Leoparden auf die Jagd gingen. Nach und nach dämmerte es ihm dann aber, dass er als Gast und reiner Beobachter in dieser Welt war und sich einfach nicht einzumischen hatte. Hätte er vorher artig Star Trek gesehen, dann wäre ihm die erste Direktive der Föderation der Planeten mit haargenau diesem Inhalt bekannt gewesen.

Unsereiner hat sie dafür umso tiefer inhaliert, diese Grundregel, sich in fremde Kulturen und auch sonst nicht einzumischen. Wir nehmen damit die großartige Entwicklung der Menschen des 23. Jahrhunderts vorweg. Und natürlich ist es völlig richtig und höchst aufgeklärt, wenn sich Beobachter fremder Kulturen nicht als Richter und Oberlehrer aufspielen.

Etwas albern wirkt das ganze dann, wenn man diese aufgeklärte Haltung des Beobachters auch den beteiligten Parteien beibringen will. Der Löwe sollte doch einsehen, dass sein Verhalten auf die Zebras bedrohlich wirkt. Auch die Büffel sollten sich weiterentwickeln und einsehen, dass so ein Löwe auch nur seine Jungen durchbringen will. Aufgeklärte und tolerante Pflanzenfresser müssen das doch verstehen. „Aber er hat doch Hunger“ wären dann vielgelobte letzte Worte aus dem Munde des Büffels.

Wirklich albern, wie gesagt. Schlimm nur, wenn man gar nicht merkt, dass man selbst inzwischen längst Partei ist und nicht mehr Beobachter. So wird man flugs zur Beute derer, die – für jeden Löwen und für jeden Büffel absolut verständlich – ihre Interessen wahren. Wer selbst Partei ist, der darf und muss diese dann auch ergreifen, und zwar für sich und die Seinen. Diese Art des Egoismus wird nicht nur in der freien Wildbahn, sondern auch und gerade in der Demokratie gefordert. Denn wer bei der Stimmabgabe seinen eigenen Blickwinkel ausblendet und nur darauf achtet, dass das Große Ganze schon seine Richtigkeit hat und man mit der eigenen unmaßgeblichen Meinung lieber hinter dem Berg hält, benimmt sich am Ende wie der gejagte Büffel, der dem Löwen die tiefere Einsicht in den Lauf der Welt zubilligt und ohne Groll in sein Gefressenwerden noch einwilligt.

Aktuell wird vielfach so getan, als beobachtete man nur, wie sich in Europa in einem grandiosen Verständigungs- und Verbrüderungsprozess ehemalige Kriegsgegner zuerst zu Handelspartnern und Freunden wandelten und nun auf die Aufgabe ihrer jeweiligen Souveränitäten hinarbeiteten. Bloß einen solchen Prozess nicht beeinflussen. Löwe darf Büffel fressen.

Aktuell wird vielfach so getan, als beobachteten wir nur, wie in deutschen Städten islamisches Leben Fuß fasst. Die Welt ist groß genug für komplett unterschiedliche Sichtweisen zur Aufklärung. Bloß einen solchen Prozess nicht beeinflussen. Büffel lässt sich gerne fressen.

Aktuell wird vielfach so getan, als beobachteten wir nur, wie die Familie immer weiter entwertet wird. Massive Subventionierung elternferner Pflege, Schutz der staatlichen Ordnung (siehe Grundgesetz) nicht mehr für Ehe und Familie sondern für generische Partneroptionen. Irgendwie bereichernd und auf keinen Fall darf man einen solchen Prozess beeinflussen, auch wenn man selbst Familie ist oder mal war. Gefressen werden ist tolerant und modern.

In der Demokratie ist der Bürger der König. Ein Demokrat, der sich aus der Sache heraushält, handelt wie ein schwächlicher König, der die Ratgeber machen lässt und die Annehmlichkeiten seines Palasts genießt. Bis sie selbst dort einziehen und ihn im günstigsten Fall vertreiben


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